Zuerst kommt das Sehen – Künstlergespräch mit Fred Rottenbach

Gastbeitrag von Sylvia Möller

Kunst, die berührt, inspiriert und neue Perspektiven eröffnet – genau darum ging es beim Künstlergespräch mit Fred Rottenbach, zu dem der Förderverein Kunst, Kultur und Wissenschaft Geisa im Rahmen der Ausstellung „Kunst trifft Handwerk“ geladen hatte.

In der Anneliese-Deschauer-Galerie kamen Kunstliebhaber und Interessierte aus der Region zusammen, um den Holzbildhauer und Keramikmeister aus Empfertshausen kennenzulernen und Einblicke in sein faszinierendes Werk und Schaffen zu gewinnen.

Fred Rottenbachs Lebensweg liest sich wie eine Hommage an Handwerk und Kreativität. Der Traum von einem eigenen Keramikstudio begleitete ihn von Beginn an.

Nach seiner Lehre und Tätigkeit als Holzbildhauer im VEB Rhönkunst Empfertshausen lernte er in der Werkstatt seines Vaters, dem freischaffenden Bildhauer Ehrenfried Rottenbach, und krönte dies mit der Meisterausbildung im Töpferhandwerk. Seit 1991 verwirklicht er sich in seiner eigenen Töpferwerkstatt in Empfertshausen.

Neben seinem künstlerischen Schaffen prägte Rottenbach über drei Jahrzehnte die Staatliche Berufsfachschule für Holzbildhauer in Empfertshausen. Sein pädagogisches Credo: „Zuerst kommt das Sehen.“

Die Fähigkeit, Formen, Strukturen und Visionen wahrzunehmen, gilt als Grundpfeiler der Ausbildung – und auch der eigenen künstlerischen Reise. Obwohl Rottenbach in diesem Jahr den Ruhestand antritt, bleibt er der Meisterschule weiterhin treu. Die Zukunft der Schnitzschule sieht er in den Händen von Ronny Denner, der digitale Technologien wie den 3D-Druck einführt.

„Früher haben wir mühsam Formen gebaut, heute geht es schneller – es ist ein Wandel, der die Handwerkskunst prägt“, so Rottenbach.

Das Gespräch bot spannende Einblicke in Rottenbachs Schaffensprozess und ausgewählte Werke. So beschrieb er den Entstehungsprozess seines „Bonsaibaums“ – eine Verbeugung vor der Form, wie er es nennt. Andere sahen darin einen Adler im Sturzflug.

Besonders faszinierend war sein Werk „Luft“ aus dem Zyklus „Die vier Elemente“. Stricke zeigen die Kräfte, die durch den platonischen Körper Oktaeder für Luft auf Segelformen wirken. Während manche darin Parallelen zu Dalís „Frau in Flammen“ sahen, erinnerte es einige an das ikonische Segelhotel in Dubai.

Rottenbach betonte: „Kunst ist eine Einladung zur Interpretation. Jeder sollte seine eigene Bedeutung finden.“

Mit Leidenschaft berichtete der Künstler auch von seiner Arbeit mit Materialen wie Mooreiche und Nadelholz. Das Wechselspiel zwischen natürlichen Texturen und den Spuren des Feuers, das Holz bearbeitet, ist ihm ein besonderes Anliegen.

Diese Harmonie von Holz und Keramik spiegelt sich in Werken wie „Mutation“ wider, das für die Verschmelzung von Handwerk und künstlerischem Ausdruck steht.

Die Veranstaltung klang in einer gemütlichen Runde bei Kaffee aus, in der Künstler und Besucher weiterhin lebhaft über Kunst und Handwerk diskutierten. Fred Rottenbach hinterlässt nicht nur beeindruckende Werke, sondern auch eine inspirierende Botschaft: Kunst und Handwerk sind lebendig, wandelbar und stets ein Spiegel ihrer Zeit.

Zur Abschlussveranstaltung der Ausstellung am 2. Mai von 15 bis 17 Uhr wird Fred Rottenbach noch einmal in der Anneliese-Deschauer-Galerie zu Gast sein. Auch dazu ist wieder die Öffentlichkeit bei freiem Eintritt herzlich eingeladen.